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13. April 2018

“Zurück für die Zukunft”

– Simons Erfolgsgeschichte

Ich stieg die Stufen zum Speicher hinauf. Da stand sie vor mir, die alte, graue Kiste. Ich drückte einen Knopf und plötzlich war ich zurück in der Welt meiner Kindheit. Das Windows 98 Logo flimmerte über den Röhrenmonitor, ein Passwort brauchte es damals nicht. Ich schaute mich ein wenig um in den alten Programmen und Dokumenten, die seit bestimmt 10 Jahren niemand mehr geöffnet hatte. Es war ein schönes Gefühl, als man mit 13, 14 Jahren noch alles werden konnte. Ich wollte Hacker werden. Die Aufgabe, die mich hier hoch geführt hatte – einen alten Drucker zu testen – war schnell erledigt. Das Gefühl, das die auf 800×600 Bildpunkten aufgelöste Nostalgie in mir lostrat, beschäftigte mich jedoch so lange, bis ich beschloss, einiges zu ändern.

Zu dieser Zeit befand ich mich in den letzten Zügen meines Bachelorstudiums, das es bisher erfolgreich geschafft hatte, mir die Freude an Computern zu vermiesen.

Im ersten Semester sah das alles noch anders aus. Da verirrte ich mich in Programmierübungen zu Seminaren, die noch gar nicht angeboten wurden. Als es dann ein halbes Jahr später endlich losging, war ich sehr aufgeregt, da ich nur eine vage Ahnung hatte, was  mich eigentlich erwartete. Am Anfang machten die Übungen sehr viel Spaß, doch Code zu schreiben und vor allem es zu lernen, ist zeitaufwändig. Irgendwann ging es nur noch darum, dass er funktionierte, damit ich mein Häkchen für die Übung bekam. Die Abgaben wurden immer komplexer und entfernten sich zusehends vom reinen Programmieren hin zu komplizierten mathematischen Berechnungen im für mich wenig spannenden Gebiet der Buchhaltung. Ich musste immer häufiger Freunde um Rat fragen. Dazu kam, dass in der Vorlesung sehr kleinteilig über besondere Eigenschaften der verwendeten Sprache gesprochen wurde, jedoch kaum über übergeordnete Konzepte, inspirierende Wegbereiter oder zukünftige Technologien.

So, wie es mir hier beigebracht wurde, konnte das Programmieren kein Teil von mir werden. Und immer, wenn das passierte, verlor ich das Interesse an der Sache. Ich änderte meinen Fokus radikal, konzentrierte mich auf Filmen und Texten und wechselte schließlich sogar den Studiengang innerhalb der Fakultät.

Wenn man digitale Medien studiert und nicht programmieren kann, muss man sich angewöhnen, Informatiker ständig um Gefallen zu bitten. Außerdem hatte ich permanent das Gefühl, dass meine Konzepte anschaulicher und tiefgreifender geworden wären, hätte ich die Möglichkeit gehabt, sie in Code umzusetzen.

All das gärte die ganze Zeit in mir. Als ich an jenem Abend auf dem Speicher saß, hatte ich nach langer Zeit wieder das Gefühl, hier richtig zu sein. Ich mochte es, mit Computern wundersame Dinge zu tun. All die romantischen Vorstellungen meiner Kindheit waren noch präsent. Ich war voller Euphorie. „Hack the Planet!“

Für das nächste Semester schmiss ich meine Planung über den Haufen und belegte ausschließlich Seminare, in denen es darum ging, komplexe Anwendungen zu entwickeln.

Auch diesmal kam ich ganz schön ins schwimmen. Aber jetzt änderte ich mein Vorgehen. Anstatt Leute um Hilfe zu fragen, kaufte ich mir Bücher zum Thema. Ich lernte die Konzepte in der Reihenfolge und Geschwindigkeit, die für mich richtig waren. Ich schrieb meine Programme, während ich meine Lieblingsmusik hörte oder einen guten Film sah und erzeugte so eine Atmosphäre, in der ich gerne arbeitete. Als ich dann mein erstes eigenes Videospiel abgeben konnte, war das ein tolles Gefühl.

Nun stehe ich kurz vor meinem Master in Human Computer Interaction. Die Rechner fordern mich durch ihre und meine Fehler auch heute noch in schöner Regelmäßigkeit heraus. Aber heute weiß ich, wie ich damit umgehen muss. Zuerst möchte ich als Softwareentwickler arbeiten, aber mittelfristig auch das Texten wieder in mein Schaffen miteinbeziehen. Denn ich finde es schön, wenn man für das, was man gerne mag, auch die richtigen Worte findet.

 

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