16. April 2020
“Vom Bildungsrecht zur Unternehmenskultur”
– Johannas Erfolgsgeschichte
Drei Kinder zwischen 8 und 12, gerade 41 Jahre alt, Hausbau und mit meinem Honorar als Selbständige für einen großen Teil des Einkommens zuständig. Das war der Zeitpunkt, zu dem ich etwas grundlegend ändern wollte. Ich war seit über zehn Jahren als Rechtsanwältin selbstständig und hatte mir eine Nische im Bereich des Rechts für freie Bildungseinrichtungen erarbeitet. Seit einigen Jahren leitete ich ein Akkreditierungsprojekt für eine Hochschule, war mittlerweile als Dozentin tätig und schrieb zusammen mit Kollegen ein Fachbuch für das Recht der Schulen in freier Trägerschaft. Als Expertin für dieses Gebiet wurde ich von verschiedenen Verbänden angefragt, ich fühlte mich in diesem spezialisierten Rechtsbereich zu Hause. Der Umgang mit Konfliktsituationen in Organisationen gehörte ebenfalls zu den Herausforderungen meines Arbeitsalltags.
Dann kamen Hinweise von Kollegen, die mich mir vorschlugen, mich noch stärker im Bereich der Konfliktlösung zu engagieren. Wie sollte ich das tun? Ich fühlte mich zu wenig vorbereitet, den widerstreitenden Interessen so gerecht zu werden, dass es zu einer wirklich eigenen Lösung der Betroffenen kam. Ich war durch die Ausrichtung des Juristen gewohnt, den Mandanten eine Lösung vorzuschlagen oder in ihrem Sinne eine Lösung zu finden. Deshalb bat ich einen Kollegen um Rat. Ihn fragte ich, wie er als Mediator mit Konfliktsituationen umgehe und er riet mir, eine Mediationsausbildung zu absolvieren. Ich war sofort Feuer und Flamme und meldete mich mit meinem Kollegen, der neu zu mir in die Kanzlei gekommen war, spontan an.
Für mein Umfeld war nicht unbedingt ersichtlich, warum ich eine weitere Ausbildung brauchte, aber letztlich wurde ich sehr von meiner Familie unterstützt. In der Ausbildung des deutschen Anwaltsvereins habe ich hervorragende Ausbilder gehabt und jedes Wort in mich aufgesogen. Ich wusste: Das ist meine neue Ausrichtung. Ich wusste nur noch nicht genau, wie. Ich hatte mir meine vorherige Berufsausrichtung während der Begleitung meiner damals drei kleinen Kinder mühsam erarbeitet. Jetzt wollte ich eine völlig andere Berufsrichtung angehen und ich wusste, dass die Neuausrichtung zwar ein finanzielles Risiko bedeutet aber mich innerlich so gepackt hatte, dass ich diesen Schritt wagen wollte. Mein Ziel war die Mediation in der Wirtschaft. Schon in jungen Jahren wollte ich Wirtschaft studieren, habe mich jedoch für die Juristerei entschieden, wo ich gelernt habe, Streitigkeiten aufzuarbeiten, Prozesse zu führen und zu gestalten.
Dies ist für die Mediation eine gute Voraussetzung, aber erst während der Mediationsausbildung lernte ich, die Bedürfnisse und Interessen der Betroffenen aufzugreifen und sie als Brücke für das Verständnis des anderen zu verstehen und zu vertiefen, denn so ist ein Weg des friedlichen Miteinanders möglich. Ich erzählte einigen Freunden von meinem Wunsch, in Unternehmen tätig zu werden. Ein Freund aus der Jugendzeit, mittlerweile Berater in weltweit agierenden Unternehmen, nahm mich mit in eine Beratungssituation, damit ich ein Gefühl für seine Tätigkeit in Wirtschaftsunternehmen entwickeln konnte. Befreundete Unternehmer baten mich, streitige Konflikte in ihrem Unternehmen zu bearbeiten. Nach einem langen Gespräch mit einem Mandanten bin ich auf die Frage gestoßen, wie eine friedliche Kultur bereits vor dem Entstehen des Konfliktfalls möglich ist. Über ihn habe ich die Dialogische Kultur kennengelernt, die in einer Drogeriekette seit mehr als 25 Jahren entwickelt und umgesetzt wird.
Ich habe an entsprechenden Veranstaltungen teilgenommen und bin schließlich gefragt worden, ob ich mir vorstellen kann, in deutschlandweit agierenden Unternehmen als Trainerin für Dialogische Kultur tätig zu werden. Gleichzeitig war ich von einem Unternehmer beauftragt, in seinem Unternehmen eine Vertrauenskultur aufzubauen. Damit habe ich den Sprung in die neue Berufsausrichtung geschafft, seitdem bin ich in etlichen großen und kleinen Unternehmen und Organisationen begeistert mit diesem Thema unterwegs. An einem gedeihlichen und gut kommunikativen Zusammenarbeiten arbeite ich täglich mit Führungskräften, Teams und einzelnen Mitarbeitern. Außerdem bin ich nach wie vor beratend als Rechtsanwältin tätig. Ein Wunsch von mir ist es, in internationalen Organisationen tätig zu werden.