17. April 2021
“Herr meiner Zeit”
– Simons Erfolgsgeschichte
Am liebsten mag ich es, wenn nichts los ist. Siegen, mitten in der Nacht. Das ist gut. Ich arbeite gerne, während andere schlafen, da entsteht mein Code. All die Begleiterscheinungen, das Gerede darum, die Meetings, die Präsentationen, die E-Mails und Chatnachrichten, kann ich nicht leiden. Das alles degradiert diese Erfahrung, die ich beim Schreiben meines Codes habe, es schwächt meine Aufmerksamkeit. Seit einem halben Jahr entwickle ich eine App. Ich habe schon viel programmiert, aber etwas so Komplexes habe ich zuvor noch nie gemacht. Was zu tun war, wusste ich nur aus der Theorie, und ich war sehr angespannt. In den ersten Monaten fiel es mir schwer, mich zu beruhigen. Wenn ich mich hinsetzte, um an der App zu arbeiten, musste ich nach zehn Minuten wieder aufstehen. Ich konnte es nicht ertragen, dass ich nicht wusste, was auf mich zukam. Jeder noch so kleine Fehler trieb mich in den Wahnsinn.
Irgendwann begriff ich, dass ich es nicht schaffe, das alles einfach nebenbei zu lernen. Die Zeit drängte. Einfach hinsetzen und loscoden, nicht so viel drüber nachdenken. Ich schaff das schon. Endlich kümmerte ich mich um all die Probleme, vor denen ich mich in den letzten Monaten gedrückt hatte. Ich habe es geschafft, meine Arbeit als Teil von mir und meinem Leben zu sehen. Ich arbeitete intensiv und regelmäßig an meinem Code und erlebte Fehler als Challenge, die meine Aufmerksamkeit schärften. Wenn ich sie bewältigen konnte, hatte ich wirklich das Gefühl, besser zu werden und vorwärts zu kommen. Plötzlich konnte ich Probleme antizipieren und es machte mich nicht mehr nervös. Was bleibt, ist das Gefühl der Kontrolle über mein Tun, über die ganzen Ängste und Sorgen – die Abwesenheit von Unsicherheit. Ich bin der Herr meiner Zeit, frei von externem Druck. Die App ist zu meiner geworden, und das ist ein tolles Gefühl. Und sie ist endlich fertig – fast rechtzeitig ;-).