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23. April 2018

“Neuland: Vom Glück außerhalb der Komfortzone”

– Julias Erfolgsgeschichte

Eine Erfolgsgeschichte? Aus dem eigenen Leben gegriffen? Lange habe ich überlegt, was meine Geschichte erzählen könnte. Die kleinen Erfolge, die den Alltag verschönern und bestenfalls nicht nur mich, sondern auch andere glücklich machen? Oder soll es doch eher der ganz große Wurf sein – ein Meilenstein im eigenen Leben? Ich habe mich für Letzteres entschieden. Und zwar deswegen, weil es für mich ein großer Erfolg war und ist, Veränderungen umgesetzt zu haben, die vorher unmöglich schienen.

Ich war schon immer ein Gewohnheitstier. Zumindest in gewisser Hinsicht: An Dingen, die ich gerne machte und mochte, wollte ich schon als Kind festhalten. So lange wie möglich. Und: Ich war häufig auf der Suche. Denn stets wollte ich nur das, was mir wirklich gefiel. Der Pulli war okay? Dann kaufte ich ihn nicht. Er musste mir zu hundert Prozent gefallen. Doch fand ich schließlich ein solches Lieblingsstück, blieb ich ihm lange treu.
Das hat sich auch später nicht geändert und das, was mich privat zufrieden machte, machte ich auch im Job unbewusst zu meinem Credo. Schließlich konnte es nicht schlecht sein, mich vornehmlich mit Dingen zu umgeben, die mir absolut gefielen. Nach Studium, Volontariat und erster Berufserfahrung suchte ich deshalb so lange, bis ich den Job hatte, der mich erfüllte. So landete ich als Redakteurin bei einer Zeitung. Ich schrieb und war zufrieden und wenn das Hochgefühl nachließ, tat ich viel dafür, dass es sich wieder einstellte. Ich hatte meine Komfortzone gefunden und fing an, es mir gemütlich zu machen. Noch dazu war der Job in einer Stadt, in die ich mich prompt verliebte.
Doch irgendwann trat ein Mann in mein Leben, der dummerweise weder in meiner Stadt lebte noch Anstalten machte, in dieser Stadt leben zu wollen. Da stand ich nun mit meinem Glück und wusste nicht wohin. Es dauerte Jahre, bis ich soweit war und den schier unmöglichen Schritt wagte: Ich zog dem Mann nach. Rückblickend ist es kaum zu verstehen, dass ich dafür Jahre brauchte. Doch damals war ich noch nicht soweit – die Veränderung schien gewaltig, die Zugeständnisse groß. Schließlich hatte ich doch das für mich Perfekte gefunden: Ich lebte in einer tollen Stadt und hatte einen Job, der mir viele Freiheiten gab – und dabei noch Spaß machte. Dass es für meinen Mann jobtechnisch kaum möglich war, die Koffer zu packen und an einem anderen Ort zu leben, hatte ich zwar verinnerlicht. Handlungsfähiger machte es mich jedoch nicht.

Doch irgendwann war mein Akku leer. Stunden verbrachten wir alle zwei Wochen im Zug, im Flieger oder im Auto, um einander zu sehen. So packte ich meine Habseligkeiten und machte mich auf den Weg. Gefühlt bis nach Sibirien, in der Realität nach Berlin. Da bin ich auch heute, sechs Jahre später, noch. Inzwischen bin ich kein Gewohnheitstier mehr.

Nach meiner Elternzeit suchte ich wieder nach dem perfekten Job, den ich jedoch nicht fand. Was folgte, waren gedankliche Ausflüge zu den Berufswünschen meiner Schulzeit und fast schon konkrete Pläne: Sollte ich doch noch Grundschullehramt studieren und damit nochmal etwas ganz Neues wagen? Ich schrieb Pro- und Kontra-Listen, fragte meine Familie, Freunde und frühere Kollegen und suchte eine Berufsberatung auf. Das Ergebnis: Ich texte und lektoriere noch immer. Nur anders als früher. Heute bin ich Freiberuflerin. Dass ich das könnte und vor allem Kunden und Geschäftspartner auftun würde, hätte ich vor sechs Jahren nicht für möglich gehalten. Und: Dieses Arbeitsmodell ist für meine momentane Lebenssituation mit Kind wie gemacht, denn ich kann arbeiten, wann und wo ich will. Das ist eine Freiheit, die zugegeben süchtig macht. Doch das Allerwichtigste: Heute bin ich viel flexibler als früher und bin mir ganz sicher, dass das nicht das Ende der Fahnenstange ist. Denn das Land Berlin sucht händeringend Lehrer. Und texten könnte ich sicher auch dann noch.

Mein Fazit: Es lohnt sich – beruflich wie privat – seine Komfortzone zu verlassen und sich selbst und seine Ziele und Träume immer wieder auf den Prüfstand zu stellen. Und: Es gibt viele Stellschrauben, um sich zu verändern, manchmal sind sie groß, sie können aber auch klein sein. Im Rückblick habe ich übrigens intuitiv richtig gehandelt, denn laut Psychologen fallen zu viele Veränderungen auf einmal dem Menschen meist schwer. Wohl dosiert sind sie aber goldwert.

 

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