25. April 2017
“Sei wer Du sein möchtest!
– Annelies Erfolgsgeschichte
„Ich bin nicht sportlich“ war ein Glaubenssatz, der mich seit Kinderbeinen an begleitet hat. „Unsere Fähigkeiten liegen halt eher im künstlerisch-musischen Bereich“ hieß es von meiner Mutter immer. Da ich „so“ nun einmal war, erlernte ich einige Instrumente und konnte in meiner Jugend sogar andere unterrichten. Das Musizieren bereitete mir Freude und genialerweise musste man dafür auch nicht schlank sein, denn ich war schon „immer“ leicht übergewichtig. In der Schule wurde meine „Unsportlichkeit“ noch deutlicher. Schlechte Noten für den Sportunterricht und bei den Auswahlen zu Teams war ich stets die letzte, die gewählt wurde. Klar, ich war langsam, schnell aus der Puste und springen konnte ich auch nicht so gut. ABER das war ja nicht so schlimm, denn ich war halt ein musischer Typ.
Trotz dieser Überzeugung probierte ich einige Sportarten aus, die ich jedoch schnell wieder abbrach. Irgendwann nach meiner Pubertät akzeptierte ich meine Unsportlichkeit einfach. Mit 23 Jahren wurde ich Mutter einer wundervollen Tochter. Durch die Schwangerschaft habe ich viele Kilos zugelegt und fühlte mich immer unwohler. Ich startete noch einen Versuch und meldete mich in einem Fitnessstudio an. Neben dem Krafttraining lud mich der Trainer zu einem Kurs ein, der sich Fitnessboxen nannte. „Oh je, ich und Boxen?“ Trotz innerer Widerstände machte ich beim nächsten Training mit. Welch ein Glück! Ich war ziemlich schnell recht gut und ging dann zum richtigen Kickboxtraining. Auch dort konnte ich nicht nur konditionell mithalten, meine Technik wurde rasant besser und im Kampf dominierte ich die meisten meiner Gegner. Mein Selbstbild geriet ins Wanken. War ich etwa doch sportlich? Ich wurde schlanker, schneller, das Training gefiel mir immer besser und die Wertschätzung und Anerkennung, die ich erhielt, taten einfach gut.
Dann begann der Sport einen immer größeren Raum einzunehmen. Ich trainierte Boxen, machte Kraftsport und wenn ich Zeit hatte lief ich noch. Vereine wurden nur noch nach der Härte des Trainings ausgesucht. Ich war eine Sportskanone. Nachdem ich auch meine Ernährung konsequent dem Sport angepasst hatte, gab es keine anderen Themen mehr. Alle Gedanken kreisten um das Aussehen, wann die nächste Trainingseinheit anstand und was ich noch Essen durfte. Als ich merkte, dass ich mich völlig verloren hatte, musste ich einen Schlussstrich ziehen. Ich hatte kaum noch echte Freunde, war in eine Essstörung gerutscht, meiner Tochter ging es nicht gut und auch der Sport war nur noch eine Pflichtveranstaltung. Also brach ich alles ab und startete einen Neuanfang.
Ich ging drei Monate in Therapie, umgab mich mit Menschen, die mir emotional gut taten und gab das Training vorrübergehend fast komplett auf. Nach nun fast einem Jahr habe ich das Kickboxtraining, in einem Verein, in dem es mehr um das Miteinander geht, als um die Härte des Trainings, wieder angefangen. Tatsächlich bekam ich als „Unsportliche“ das Angebot, dort als Trainerin zu arbeiten – was für eine Überraschung. Interessanterweise wurde ich zudem gefragt, ob ich Lust hätte einige Instrumente zu unterrichten. Nun habe ich die Möglichkeit, auch meine musischen Fähigkeiten wieder zu entfalten. Und das alles entspannt und mit Freude.
Mein Fazit: Negative Glaubenssätze, die uns von außen impliziert werden, sind lediglich Grenzen, die die anderen haben. Auch wenn ich es etwas übertrieben habe, so ist mir nun klar, dass ich alles sein kann, was ich mir bereit bin vorzustellen.