9. April 2018
“Tauchen mit sanften Riesen”
– Franziskas Erfolgsgeschichte
Es war kalt und feucht in Berlin, ungefähr Mitte November 2016, als meine Freundin Luise und ich beschlossen, dass wir einen Tapetenwechsel brauchen. Täglich dieselben Wege, dieselben Gerüche, dieselben Aufgaben und dieselbe Umgebung – irgendwann hatten wir einfach aufgehört uns weiter zu entwickeln, ohne es wirklich zu bemerken. Ist doch gemütlich so, oder? Aber an Altbekanntem wächst man nicht, man lehnt sich nur gemütlich an, bis einem die Decke auf den Kopf fällt. Was Neues musste her. Neue Eindrücke, neue Gedanken und vor allem besseres Wetter. So fingen wir an zu Träumen. Weit weg sollte unser Traumziel sein und möglichst keinem Land ähneln, was wir bereits gesehen haben. „Die Philippinen!“, stellte ich euphorisch nach einem Reisebericht bei Arte fest. „Da müssen wir hin!“. Bei dem Gedanken an diese wunderbaren Inseln kriege ich bis heute Herzflattern – es ist wahrlich das schönste Land, das ich jemals bereist habe. Stellt euch saftig grüne Dschungellandschaften und verstecke Wasserfälle vor. Dazu weite, weiße, sanfte Strände und leuchtend türkises Wasser. Eine Landschaft so vielfältig, dass keine zwei Monate reichen, um alles zu erkunden.
Wenige Wochen später ging es los, mit dem Rucksack auf dem Rücken und dem Vorhaben im Kopf, nur Dinge zu tun, die wir noch nie erlebt haben. Es gibt auf südostasiatischen Reisen recht einheitliche Dinge, die man Erleben kann, die für uns Europäer besonders sind – wie die spaßigen Touren mit dem Roller über Stadt und Land oder mühseliges Erlebnis-Wandern über Wasserfälle und Felsformationen. Wir dachten da an ein Erlebnis, welches wir ewig mit den Philippinen verbinden würden, da es nur wenige Orte auf der Welt gibt, an denen man es erleben kann: Tauchen mit Walhaien. In Oslob auf der Insel Cebu, wird es einem tatsächlich ermöglicht mit Walhaien zu tauchen! Einen Anruf später war es fest. Um 4 Uhr morgens klingelte am nächsten Tag der Wecker. Aufgeregt flogen wir aus dem Haus auf unseren Roller, um pünktlich bei der Tauchschule anzukommen. Nach einer kurzen Sicherheitseinführung, die eher dem Schutz der Tiere galt, als uns, wurden wir auf das Boot geführt und es ging raus aufs Wasser. Das feuchte Holz, die knatternden Motoren und das euphorische Gesicht meiner Freundin – all das spürte ich in diesem Moment besonders intensiv. Fernab vom Ufer wurden wir ins Wasser gelassen und die Walhaie angefüttert. Erst sahen wir nichts, doch plötzlich zeigte Luise quietschend auf meine Füße: „Unter dir!!“. Der sanfte Meeresriese streichelte fast meine Fußspitzen mit seinem gefleckten Rücken. Lautlos glitt der Walhai unter uns durch und verschwand einige Meter in der Tiefe, bevor er mit seinem weit geöffneten Maul wieder auf uns zu steuerte. Allerdings nur, um das Futter mit kräftigen Zügen einzusaugen, nicht uns. Luise und ich tauchten tiefer und staunten in stiller Bewunderung: Um uns herum hatten sich mittlerweile zahlreiche Walhaie versammelt, die uns ehrfürchtig umkreisten. Mit einem Blick auf Luises strahlendes Gesicht war ich mir sicher, dies ist eines dieser Erlebnisse, die du nicht wieder vergisst. Es gibt Momente in deinem Leben, die sind so surreal, dass man sie im gegenwärtigen Augenblick kaum begreifen kann. Wenn man einige Meter entfernt von gigantischen Walhaien schwimmt, zum Beispiel. Dem größten Tier, dem ich jemals im offenen Meer begegnen würde.
Noch zwei Jahre später spüre ich die sanfte Druckwelle im Wasser, die der Riese auslöste, wenn er sich bewegte. Wir hatten uns getraut und wurden reich beschenkt. Wir hatten uns vorgenommen, Dinge zu tun, die wir noch nie getan haben und mit Walhaien tauchen stand ganz oben auf unserer Liste. Wenn bei euch also demnächst eine Reise ansteht, rate ich euch auch aus eurer Komfortzone auszubrechen und insbesondere Aktivitäten anzugehen, die ihr noch nie gewagt habt.