9. April 2017
“Geht nicht, gibt`s nicht!”
– Utas Erfolgsgeschichte
Stolz, ich war so stolz auf mich. Ich hatte meinen Meister in der Hauswirtschaft erlangt.
Ich hatte schon gedacht, aus mir wird nie was… aber das war mir wohl nur suggeriert worden.
Ganz früh hatte ich eine Familie gegründet, mich voll darauf konzentriert. Ich war 18, schwanger und hab kurz vor dem Abi die Schule geschmissen. So etwas machte man 1980 nicht. Wer A sagt muss auch B sagen war meine Devise. Und dann richtig! Eine große Familie mit 4 Kindern ist es geworden. Irgendwann bekam ich hautnah zu spüren, dass ich in Deutschland ohne Abschluss nichts wert bin. Also suchte ich, worauf ich gründen konnte.
Mit 40 waren mein Mann und ich dann auf dem Absprung aus der Kleinstadt bei Hamburg. Drei der Kinder waren bereits aus dem Haus und die vierte auf dem Abflug. Zeit etwas Neues zu wagen.
Wir träumten von einem Leben auf dem Land und kauften 2002 einen verfallenen Hof an der Ostsee. Ich fand sogar einen Weg, auf dem ich einen Berufsabschluss machen konnte. Hauswirtschaft war das, was ich ja schon lange machte… Einmal die Woche durfte ich raus aus meinen Baustellenklamotten und an der Landwirtschaftskammer in Rendsburg die Schulbank in einem zweijährigen Vorbereitungslehrgang zur Prüfung drücken. Eine Bed&Breakfast Pension auf unserem Hof, das war mein Traum. So kam mir diese Ausbildung wie gerufen. Organisieren, anpacken, flexibel sein, mit ganz wenig Geld auskommen, das konnte ich gut. Das galt es jetzt zu professionalisieren.
Kaum bestanden, hängte ich meinen Meister dran.
Das war dann etwas schwieriger. Pension und Café waren schon in Betrieb und so versuchte ich allein, zwischen Kuchenbacken und Bettenmachen, Betriebswirtschaft zu pauken. Gut, dass meine Familie mir immer wieder unter die Arme griff, beim Putzen oder im Service half, oder mal die Ausarbeitungen quer las. Das Arbeitspensum und die schulischen Anforderungen waren enorm. Anfallende Arbeit analysieren, mit Stoppuhr durch den Betrieb rennen, Krankheitsbilder und Ernährungspläne studieren. In der Endphase zog ich die Gardinen vom Büro zu, damit mich keiner sah, um meine Projektarbeit zu schreiben.
47 und ich war Meisterin der Hauswirtschaft!
Über Leute, die mich fragen, warum ich mir das in meinem Alter angetan habe, muss ich nur lachen. Ich lerne gerne und jeden Tag und gebe Wissen gerne weiter. Ob an meine Kinder und Enkel, Schüler, Auszubildende oder Gäste.
Aus einer einfachen Pension ist in 10 Jahren Janbeck*s FAIRhaus geworden. Ein nachhaltiger Betrieb, seit letztem Jahr klimaneutral und sogar mit dem 2. FAIRWÄRTS Preis ausgezeichnet. FAIRhaus, weil es bei uns fröhlich&fair, ambitioniert&anders, interessiert&inspirierend, regional&ressourcenschonend zugeht.
Ich bin im April 55, kann jetzt „Zahlen angucken“, brenne für Nachhaltigkeit und Hauswirtschaft, fahre gerne Rallyes mit meinem Elektroauto und puzzle weiter an meinem nachhaltigen Betrieb… Jedes „Geht nicht“ spornt mich weiter an, eine Lösung zu finden.
Also:
Sei Teil der Lösung, nicht Teil des Problems!
Mehr Infos gibt’s hier: www.janbecks.de