10. April 2022
“Mein Blindflug nach Peru”
– Myrhias Erfolgsgeschichte
Es ist Anfang 2014. Ich bin 19 Jahre alt, habe im vergangenen Jahr in Hamburg mein Abitur gemacht und möchte jetzt für einige Monate nach Südamerika. Da gibt es allerdings ein Problem – es heißt: Retinopathia pigmentosa, eine genetische, fortschreitende Augenerkrankung. Seit 2014 ist mein Sehrest bereits so gering, dass ich gesetzlich als blind gelte. Wie nun also nach Südamerika kommen, allein, in ein fremdes Land, rund 10.000km von der Heimat entfernt, dessen Sprache und Kultur ich nicht kenne, als fast blinde junge Frau? Schwierig… Doch Mamas können alles – auch für diese scheinbar unüberwindbare Herausforderung eine Lösung finden: meiner Mama fiel ein, dass unsere Nachbarin einen Bekannten in Perus Hauptstadt Lima hat. So kam ich innerhalb weniger Tage zu einem Zimmer und einem Job in einem Hundesalon in Lima. Bei peruanischer Cumbia-Musik aus dem Radio hatte ich dort viel Spaß mit den tierischen Gäst*innen und meinen Kolleg*innen. Wir waren ein super Team und haben uns prima ergänzt. Herausfordernd und gleichzeitig lustig war insbesondere der Kontakt zu einer Kollegin, die gehörlos ist. Mit den anderen gestikulierte sie ausdrucksstark und konnte deren Lippen lesen. Wie viel sie anfangs wohl von meinem Spanisch verstand?
Während meines sechsmonatigen Aufenthaltes gab es viele kleine und große Herausforderungen: verlorene Koffer, bissige Hunde, Orientierungsprobleme im limanesischen Verkehrschaos, unzählige Schlaglöcher auf den Fußwegen (wenn diese überhaupt existierten), ein Krankenhausaufenthalt dank einer bissigen Spinne, einen Überfall und einen Unfall, den einen oder anderen Kulturschock, ein spuckendes Lama und vieles mehr. Doch ich habe sie alle angenommen und überwunden. Ich habe Spanisch gelernt und ein wahnsinnig faszinierendes Land kennengelernt. Später folgten weitere Reisen in andere Länder. Doch diese erste Reise in die absolute Ungewissheit prägt mich bis heute. Es ist mein Traum von Peru, der real geworden ist!