10. April 2021
“Jetzt rede ich!”
– Khansas Erfolgsgeschichte
Meine Erfolgsreise begann ganz klassisch: ein Schlag ins Gesicht. Zwar nicht wortwörtlich, jedoch nicht weniger schmerzhaft. Als kleines Mädchen in der Grundschule fing meine Reise an. Die Klasse war immer gespalten in „die da“ und wir. „Die da“ waren die Lehrerlieblinge, die sehr gutes Deutsch beherrschten, die die immer gute Noten erzielten, deren Eltern an jedem Elterngespräch teilnahmen und die nach jeden Ferien von ihren Urlauben erzählten. Und dann gab es uns. Die, die kein perfektes Deutsch konnten, die mit den mittelmäßigen Noten, deren Eltern man kaum zu Gesicht bekam als Lehrer, die selten was zu erzählen hatten, weil die Urlaube der anderen viel interessanter, opulenter und abenteuerreicher klangen. Damals wusste ich nicht, weshalb diese Distanz und Ungleichheit herrschten. Wieso meine Freunde und ich anders waren. 15 Jahre später kann ich sagen, woran das liegt: wir sind „Ausländer“. Wir sehen anders aus, unsere Haut, Haare, Kleidung, alles ist anders. Als meinen Eltern nach der vierten Klasse meine Hauptschulempfehlung in die Hand gedrückt wurde, waren sie entsetzt und hilflos zugleich. So landete ich schließlich in der Hauptschule. Schnell wurde mir bewusst: ich passe nicht hier her, ich kann mehr! Während meiner nächsten Jahre wuchs in mir der Wunsch Lehrerin zu werden. Ich wollte es besser machen als die, die vor mir standen. Ich wollte keinen Unterschied machen zwischen Deutsch, Ausländer, Muslim, Christ, Jude, dunkel, hell oder sonst was. Ich wollte junge Menschen motivieren, ein friedliches Zusammenleben vermitteln. Ich wollte zeigen, dass jeder dort vorne stehen kann und es viel besser machen kann, egal welchem Hintergrund er angehört. Dieser Gedanke veränderte alles. Trotz großer Schwierigkeiten und Hürden schaffte ich es erst auf die Realschule, wo ich einen Einser-Abschluss machte und ging schließlich aufs Gymnasium. Eines Tages, kurz vor unserem Realschulabschluss, fragte uns unser Lehrer nach unserem Berufswunsch. Als ich mit voller Euphorie und Ehrgeiz antwortete, ich wolle Lehrerin werden, lächelte dieser und sagte: „Mit deinem Kopftuch kommst du nicht weit. Such dir lieber etwas, was zu dir passt.“ Solche Kommentare musste ich mir oft anhören. Doch heute stehe ich hier, studiere das Fach meiner Wahl, trotz all der Hürden. Eine kopftuchtragende Lehramt-Studentin für die Fächer Deutsch und English! Meine Erfolgsreise ist zwar immer noch nicht am Ende, doch erfolgreich war ich schon ab dem Moment, als ich den Entschluss fasste, mich von den Zwängen der Gesellschaft zu lösen und meinen eigenen Weg zu beschreiten!