24. April 2018
“Urknall mit Blues”
– Annes Erfolgsgeschichte
In meinem Kaffee schwimmt das Universum. Und das hat den Blues. Genau wie ich.
Urknall. Winzigste Schwingungen, ballen sich zusammen, bilden Atome, die klumpen sich zu Sternen, Planeten, Meteoriten. Die prallen ineinander, strahlen, verglühen. Es war ein guter Zufall, dass irgendwann Phosphor und Eisenatome auf unsere blaue Erde geprasselt sind. Sonst hätte die Story erst gar nicht angefangen, die Sache mit dem Leben.
Neulich habe ich gelesen: Schwarze Löcher machen Musik. Ganz tiefes Brummen. Es ist der Kammerton B, der da klingt, nur 52 Oktaven tiefer. Enorm! Das sind dann natürlich nur noch rechte wenige Schallwellen pro Zeiteinheit, vielleicht hier und da eine pro Woche.
Steven Hawkings hat sich viele Gedanken darüber gemacht, ob alles, was in den Schwarzen Löchern verschwindet, für immer verloren ist. Ist es nicht, fand er. Es bleibt immer eine Erinnerung draußen. Eine Schwingung. Ein schöner Gedanke.
In jedem Atom, in jeder meiner Zellen sitzen noch immer die winzigsten Schwingungen vom ersten Moment. Auch in meinem Kaffee. Mein Kaffee ist gleich weg, mein Leben ist ziemlich endlich, aber diese Elektronen und noch viel kleineren Teilchen, diese winzigen Schwingungen, die waren schon immer da und die bleiben auch da. Die sind unendlich. Oder?
Vielleicht ist das der Grund dafür, dass mich Musik tief berührt. Da schwingt etwas zwischen uns Menschen mit unserer lächerlich kurzen Lebenszeit und dem unendlichen Universum. Vielleicht ist es das, was den Blues ausmacht. Die Gleichzeitigkeit zwischen Moment und Unendlichkeit, zwischen Anfang und Ende, Leben und Tod. Der Tod ist die Mutter der Schönheit, heißt es.
Aus meinem schwarzen Kaffee steigt Dampf. Blink! Eine SMS reißt mich aus den Gedanken. „Ihr Auftrag wurde verschickt, Gruß, Ihr Musikhaus.“ Jubel! Nach einer gefühlten Unendlichkeit soll morgen mein neuer Kontrabass ankommen. Jahrelang habe ich nicht mehr in Ensembles gespielt und das fehlt mir sehr. Jetzt geht wieder los mit dem Blues. Als erstes werde ich in einer Senioren-Band mitspielen, denen jüngst der Bassist abhandengekommen ist. Ich freue mich drauf! Die Band ist wunderbar, alle sind älter als 70. Was soll‘s.
Zeit ist relativ.