4. April 2018
“Kaffee adé”
– Esthers Erfolgsgeschichte
Kaffee war mein Sprungbrett in die Erwachsenenwelt. Ich war 13, als ich den bitteren Treibstoff für mich entdeckte. In der Schulzeit trank ich täglich eine Kanne, während des Studiums waren es zwei. Dem anspruchslosen Filterkaffee der Achtziger folgte die Kaffeekultur der Neunziger. Mein Latte Macchiato am Morgen, mein Espresso am Nachmittag. Ohne Kaffee, das stand für mich fest, wäre ich nicht zu gebrauchen: Mit 40 schleppte ich die Espressokanne mit in den Urlaub. Für alle Fälle.
Als ich 13 war, ging es mit den Kopfschmerzen los. Meist im Wochentakt. Blieb ich einmal etwas länger verschont, strafte mich ein Migräneanfall, der mehrere qualvolle Tage dauern konnte. Einen Zusammenhang zwischen Kaffee und Kopf habe ich nie gesehen. Bis ich mit Mitte 40 diesen Artikel in die Hände bekam. Das erste, was mir beim Lesen durch den Kopf schoss: Ohne Kaffee – NIEMALS! Kopfschmerzen wegen Kaffee, das konnte nicht sein. Kaffee war doch meine Medizin für alles! Der innere Widerstand war immens; ich tat so, als hätte ich den Artikel nie gelesen.
Im letzten Jahr machte ich eine zehntägige Fastenkur, die auch Kaffeeabstinenz verlangte. Die ersten beiden Tage: grässlich. Ich hatte fürchterliche Kopfschmerzen. Hätte ich die Fastenkur hingeschmissen, dann nicht für einen gegrillten Bagel, sondern für einen Kaffee. Aber ich beherzigte die weisen Worte, die ich sonst für meine Klienten habe – dass das Verlassen der Komfortzone unangenehm ist, aber sich fast immer lohnt – und hielt tapfer durch. Am Ende der Fastenzeit wurden wir gefragt, welche neuen Gewohnheiten wir in den Alltag mitnehmen wollten. Spontan platzte ich mit: “Kein Kaffee für die nächsten zwei Monate“ hinaus. Überhaupt nie mehr Kaffee – das schien mir zu diesem Zeitpunkt noch komplett unvorstellbar. Aber zwei Monate mal unverbindlich schauen, das traute ich mir jetzt zu. Die zwei Monate vergingen ohne eine einzige Migräneattacke. Danach ließ ich den Kaffee sein, einfach so. Heute freue ich mich morgens auf meinen Tee und genieße mein Leben ohne Kopfschmerzen. Darauf hätte ich früher kommen können. Aber: Besser spät als nie.