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“Vertrauen – Der Weg aus der Angst, führt immer durch die Angst”

– Niels Erfolgsgeschichte

Als ich 2016 im Alter von 23 Jahren mit dem Working-Holiday-Visa zum Backpacken nach Australien bin, wusste ich, dass ich vor meiner Rückkehr einen Job machen möchte, bei dem ich mir Geld ansparen kann, um mir einen Umzug und alle anfallenden Kosten für mein geplantes Studium finanzieren zu können. Genau das habe ich auch getan und für 3 Monate einen Job an der Tankstelle eines Roadhouse in einem kleinen Dorf im ländlichen Australien angefangen.
Der Ort lag relativ abgelegen ca. 7 Stunden Richtung Inland, ausgehend von der Ostküste bei Sydney, an einem viel befahrenen Highway. Die nächste Einkaufsmöglichkeit lag eine halbe Stunde Autofahrt in beide Richtungen entfernt, es gab nur die Tankstelle als Einkaufsmöglichkeit für die nötigsten Dinge und Autos und Trucks hielten dort nur zum Pause machen, essen oder tanken an. Ich wurde bei Antritt des Jobs mit den Sicherheitsvorkehrungen bekannt gemacht und darauf hingewiesen, wie ich die Tankstelle in der Nachtschicht mittels eines sich am Verkaufsschalter befindlichen Knopfes zu verschließen habe.
Während einer Nachtschicht wurde ich gegen 2:30 Uhr von fünf maskierten Leuten mit einem Jagdgewehr überfallen. Ich stand beschäftigt mit dem Rücken zur Tür, als sie plötzlich mit einem einzigen Tritt die verschlossen geglaubte Tür eingetreten, mich bedroht und aufgefordert haben, die Kasse und den Safe zu öffnen, während sie ca. 4 Minuten lang den halben Laden ausgeräumt und verwüstet haben. Ich wurde völlig überrumpelt, hatte aber kein ungutes Gefühl, dass mir etwas passieren wird. Nachdem sie endlich verschwunden waren, rief ich die Polizei der Town in dessen Richtung sie verschwanden und bis auf kleine Schotterwege an den Seiten, gab es auch nur diesen einen Highway zum entkommen. Zwei von den fünf Leuten konnten nach einer Verfolgungsjagd gefangen werden, der Rest schien zuvor irgendwo aus dem Auto gestiegen zu sein.
Obwohl ich mich während des Vorfalls nicht in Lebensgefahr gefühlt habe, nahm ich mir daraufhin eine Woche frei, um darüber nachzudenken, ob ich weiterhin dort arbeiten möchte. Denn erst danach ist eine große Unsicherheit in mir entstanden. Alle Sicherheitsmaßnahmen, die ich im Computertraining über das Verhalten bei einem Überfall gelernt habe und zu meiner Sicherheit ausführen sollte, haben darauf aufgebaut, dass die Tür verriegelt bleibt, was aber leider nicht der Fall gewesen ist und mich sehr enttäuscht hat, da ich mich unterbewusst schon darauf verlassen habe. Die beiden Türelemente wurden durch den Knopfdruck nicht verschlossen, sondern mit starken Magneten zugehalten, welchen man mit einem Tritt anscheinend sehr leicht voneinander lösen konnte.
Das Haus für die Backpacker/ Zeitarbeiter lag zudem unweit von der Tankstelle, wie eigentlich jedes Haus in dem 500 Einwohner Dorf, in dem jeder jeden kennt. Alle wussten, wo die Backpacker leben. Das Haus war zudem ziemlich heruntergekommen und es gab keine Schlüssel, um es zu verschließen, was mich auch verunsichert hat. Außerdem hatte ich das starke Gefühl, dass das nicht zufällig passiert ist, da mein Kollege und ich ein paar Wochen zuvor mit einer Person aus dem Dorf unterwegs waren und von einem seiner Bekannten, aus einer 5-Bewohner Mikroansiedlung ein paar Kilometer weiter, gefragt wurden, dass wir doch an der Tankstelle arbeiten und was wir bei einem Überfall tun würden. Wir antworteten, dass wir laut Training alles mitgeben und nichts verteidigen sollen.
Unter diesen Umständen ist mir die ganze abgelegene Umgebung in meiner freien Woche total unheimlich geworden. Ich war sehr misstrauisch und wusste nicht, ob ich bleiben soll. Ich hatte Angst, dass ich zu einer Gerichtsverhandlung eingeladen werde und als einziger Zeuge möglicherweise noch im Auge der Geflohenen oder der Person stand, die mir diese suspekte Frage zum Überfall gestellt hatte, von welcher ich dann auch glaubte, mit den Räubern in Kontakt zu stehen. Obwohl ich mich zu dem Zeitpunkt noch nie wirklich mit Psychologie beschäftigt hatte, wusste ich aber intuitiv, dass wenn ich aus Angst verschwinde, die Angst mitnehme und mein Kopf sie möglicherweise in Deutschland weiter ausbaut und auf unpassende Gegebenheiten projiziert oder ich Angst vor Nächten und dem Alleinsein bekomme. Was mich außerdem sehr gestört hat, war der Gedanke, mich wegen diesem Vorfall und den Umständen von meinem Plan, Geld anzusparen um mir mein ersehntes Studium finanzieren zu können, abbringen zu lassen.
Dieser Gedanke hat mich sehr wütend gemacht und mich letztendlich dazu bewegt, dort zu bleiben und die restlichen 1,5 Monate zu arbeiten. Ich brauchte keine Nachtschicht mehr machen und war nur noch für die Früh- und Spätschicht eingeteilt. Anfangs war mir schon sehr unwohl, da ich von gefühlt jedem, auch der mir sehr suspekten Person, auf den Vorfall angesprochen wurde und ich die Menschen überhaupt nicht einstufen konnte. Viele Leute trugen eine Sonnenbrille und ich konnte die ländlichen Australier weder von der Sprache noch vom Verhalten her irgendwie einschätzen, was sich im Nachhinein aber als sehr hilfreich herausgestellt hat. Denn genau dieses übermäßige denken, einstufen und ausmalen von Möglichkeiten fördert Ängste und behindert Vertrauen.
Natürlich ist nichts weiter passiert und ich habe die letzte Woche mit meinem Kumpel friedlich am Strand der Ostküste verbracht. Ich habe durch diese Situation gelernt, auf mein Herz und mein Bauchgefühl zu hören und sich nicht im Kopf und in Gedankenschleifen zu verlieren. Außerdem haben sich dadurch Angst und Wut für mich als sehr hilfreiche und positiv lenkbare Kräfte herausgestellt, die uns dazu befähigen können, für sich und die eigenen Träume einzustehen, sich unter keinen Umständen davon abbringen zu lassen und an sich selbst zu glauben. Vielleicht sind sich „Wut“ und „Mut“ auch deshalb so ähnlich. „Der Weg aus der Angst, führt immer durch die Angst“. Mit diesem Leitsatz arbeite ich seitdem und es ist die beste Selbsttherapie, die ich jedem ans Herz legen kann. Denn Vertrauen ist Herzsache 🙂

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