“Aus der Abstellkammer ins All”
– Olivers Erfolgsgeschichte
Als Kind wollte ich Astronaut werden. Leider habe ich dazu nicht getaugt. Gleichwohl: Vom Weltraum und vom Besuch fremder Welten bin ich bis heute fasziniert. Ich besitze ein ganzes Bücherregal Science-Fiction-Romane.
Seit kurzem bietet sich nun doch noch die Möglichkeit, für mich ins All zu kommen – per Computerspiel. Aktuell in der Entwicklung ist von dem Amerikaner Chris Roberts ein Spiel namens „Star Citizen“ – „Sternenbürger“. Es ist ein über Crowdfunding finanziertes Spiel, das inzwischen 145 Millionen Dollar eingenommen hat. Die Macher versprechen nichts weniger, als das freie Erkunden ganzer Welten – Monde, Asteroiden, Planeten, Raumstationen, ganze Sternensysteme im eigenen Raumschiff, dargestellt in feinster, realistischer Kinografik, so als wäre man geradewegs dort. Seit das Projekt im Oktober 2012 startete, verfolge ich jedes Detail des Projektes. Rund 2000 Euro habe ich in dieses Spiel mittlerweile investiert, eine große Summe, wenn man bedenkt, dass ein herkömmliches Computerspiel zwischen 40 und 70 Euro kostet. Erhalten habe ich dafür mehrere Raumschiffe. Auf diese Weise wird die Herstellung des Spiels finanziert. Für mich ist es aber mehr eine Investition in den eigenen Traum, als nur der Kauf einer Software.
Allerdings: Spielen kann man „Star Citizen“ an einem normalen Computer natürlich nicht – Standard-Monitore sind zu klein. Als zweifacher Vater dachte ich mir zudem: Kindergeschrei im Wohnzimmer während Laserstrahlen die Außenhülle meines Raumschiffes durchschmelzen und gleich die Atemluft entweicht? Nicht so cool. Also habe ich mir für „Star Citizen“ in eine Abstellkammer, die bei uns daheim im Flur zwischen Wohn- und Schlafzimmer liegt, ein Weltraumcockpit gebaut – mit Joystick und Throttle, Fußpedalen, 5.1-Surroundanlage, riesigem Ultra-HD-Fernseher. Unter den Cockpitstuhl ist ein „Buttkicker“ geschraubt, der den Stuhl vibrieren lässt, wenn man den Nachbrenner zündet. Was habe ich zunächst gemessen, dann alles aus der Kammer herausgeräumt, sämtliche Wände schwarz gestrichen! Größte Herausforderung: Wohin mit all den Dingen, die dort vorher verstaut waren? Unsere Wohnung ist nicht allzu groß. Kurzum: Das Bügelbrett steht nun im Keller (wir bügeln eh nie), der Wäscheständer versteckt in der Küche, der Staubsauger im Schlafzimmer. Nun ist es nicht so, dass ich da täglich drin wäre. Eher ist es so, dass meine Söhne „das Cockpit“, wie wir es daheim nur noch nennen, mittlerweile als Spielplatz entdeckt haben. Ich bin da entspannt. Nur manchmal, dann schmeiße ich sie eben doch raus, wenn ich hinaus will in die unendlichen Weiten. Ich schließe die Tür, fahre den Rechner hoch, dann gehe ich meist erst einmal ins Internet-Forum des Spiels, schaue nach Neuigkeiten, checke auch das Unterforum „Cockpitbauer“. Ich freue mich, dass da noch mehr sind, die so verrückt sind wie ich, wenn nicht noch verrückter: Da werden ganze Weltraumcockpits aus Holz gebaut, da wird gelötet, geschweißt und verkabelt. Man könnte sagen: Während Chris Roberts und sein Team das Spiel programmieren, machen wir schon mal die Schiffe klar. Und ich denke mir, wie schön es ist, dass andere den gleichen Traum haben und sich trauen, ihn zu leben. Dann starte ich „Star Citizen“ und bin Minuten später im Cockpit meiner „Constellation“, einem Erkundungsraumschiff. Langsam hebe ich von Port Olisar ab, einer Weltraumstation, die über dem, Planeten Crusader schwebt. Um mich herum ist alles dunkel, das Cockpit auf dem Fernseher füllt das gesamte Sichtfeld aus und so dauert es nur wenige Minuten, bis ich weg bin aus dieser Welt. Natürlich nur, bis mein dreijähriger Sohn von draußen an die Tür hämmert – verdammte Aliens.